Montag, 31. Juli 2017

Reisekoller

Mein Mann litt an Reisekoller. Dies äusserte sich jeweils so, dass er jedesmal, wenn wir einige Tage verreisen wollten, einen grossen inneren Anlauf brauchte, um packen zu können und sich aufzumachen. Manchmal dauerte das ganze zwei Ferientage.

Er pflegte jeweils zu sagen, er leide halt im Voraus an so etwas wie einem "Jetlag". Dies, obwohl mein Mann nicht etwa ein Reisemuffel gewesen wäre. Nein, ganz im Gegenteil! Schon zu einer Zeit, als Reisen noch nicht zum Mainstream-Programm der Billig-Anbieter gehörte, hatte er viele Länder der Erde besucht und bis zu seinem Tod jeweils mit Begeisterung von jenen Abenteuern erzählt, die damals eine Reise noch richtig aufregend gemacht hatten.

Damals hätte ich mir nicht träumen lassen, dass "Reisekoller" auch einmal zu meinen Erfahrungen zählen würde...

Seit einigen Jahren erlebe ich nun, wie sich dieser innere Zwiespalt anfühlt. Wie die zwei Seelen in der Brust zu kämpfen haben: jene, die gwunderfitzig aufbrechen will und sich auf einige Tage Ferien etc. an einem anderen Ort freut, und jene, die am liebsten alles abblasen und zuhause bleiben würde.

Heute ist wieder so ein Tag.
Mittlerweile hat die gwunderfitzige, vorfreudige Seite gesiegt, es ist gepackt und bald werde ich aufbrechen können.